Mittwoch, 27.08.2025

Schweißtreibende Übung für Mannschaft und Führung

Am Mittwochabend, dem 27. August, begann der Dienstabend etwas anders als gewohnt. Stadtbrandmeister Horst Lade hatte die Kameraden etwas früher gebeten, um halb acht sollte es losgehen. Und eigentlich wusste jeder schon, dass eine größere Übung anstand. Ziel war das Industriegebiet Emstekerfeld, genauer gesagt das Kraftfutterwerk der Firma MEGA Tierernährung am Industriezubringer in Cloppenburg.

Die erste Überraschung kam gleich zu Beginn für unseren Neuling in der Führung, Sebastian Leuschner. Kurz vor Übungsbeginn stand er nämlich allein da. Weder Horst Lade noch sein Stellvertreter Ulrich Lade waren anwesend. Für Sebastian eine ungewohnte Situation. In der Realität ist unser Kommandowagen (KDOW) meist sehr gut besetzt, doch an diesem Abend war es anders – sicher kein Zufall.

Direkt am Übungsobjekt erhielt Sebastian eine Lageschilderung: Bei Wartungsarbeiten war es im 5. Obergeschoss und im Treppenhaus des Mühlengebäudes zu einer Verrauchung gekommen. Vier Personen werden vermisst.

Zu den Gegebenheiten: Im Industriegebiet laufen derzeit umfangreiche Instandsetzungsarbeiten des OOWV. Eine Wasserentnahme aus dem öffentlichen Netz war daher nicht möglich. Es mussten alternative Quellen genutzt werden, etwa die große Zisterne in der Nähe, außerdem Brunnen und Regenrückhaltebecken.

Der Betriebsleiter berichtete, er hätte Kontakt zu einem Mitarbeiter auf dem Dach der Mühle, könne ihn aber nicht verstehen. Zudem vermisste er einen Wartungstrupp, die auf den Silos gearbeitet haben. Es stellte sich heraus, dass einer der Arbeiter beim Abstieg vom Silo gestürzt war und verletzt im Rückenschutzkorb der außen am Silo verlaufenden Leiter hing. Sein Kollege hatte sich das Knie verletzt und lag auf dem Silodach.

Um 19.45 Uhr waren alle Fahrzeuge am Objekt eingetroffen, um 20 Uhr wurde das Stichwort auf „Feuer 3“ erhöht. Lagemeldung: Vier Personen sind zu retten – zwei beim Silo, zwei im Turm der Mühle. Zudem bestand eine starke Hitzeentwicklung im Bereich eines 20.000-Liter-Dieseltanks, und es war ein verrauchter Keller zu durchsuchen.

Einsatzleiter Sebastian Leuschner im Fokus, daneben Übungsbeobachter und Stadtbrandmeister Horst Lade.

„Da prasselt ganz schön was auf einen ein“, sagte Sebastian Leuschner am Ende – und damit hat er recht. Alleine kann ein Einsatzleiter so eine Lage nicht bewältigen. In den ersten Minuten ist er stark auf seinen KDOW und vor allem auf die Gruppenführer der ersten Fahrzeuge angewiesen. Später übernimmt der Einsatzleitwagen die Kommunikation und auch die Organisation der Kräfte – als Unterstützung für den Einsatzleiter.

Für die eingesetzten Kräfte war es ein besonderes Objekt: Eine Kraftfuttermühle ist eine Herausforderung. Mit dem Atemschutzgerät in den fünften Stock hinauf ist eine richtige Anstrengung. Die Wärme in der Anlage verstärkt das Ganze – eine schweißtreibende Angelegenheit. Die vier großen Silos boten für unsere Höhensicherungsgruppe eine perfekte Möglichkeit, realitätsnah zu üben.

Die Fachgruppe „Sichern und Retten“ besteht aus verschiedenen Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Cloppenburg. Sie haben eine spezielle Ausbildung absolviert und müssen jährlich fortgebildet werden.

Horst und Uli Lade haben die Übung beobachtet. Wie immer wird es im Anschluss eine Nachbesprechung geben. Denn klar ist: Auf einer Übung läuft nie alles glatt – schlimm wäre nur, wenn man hinterher nicht darüber sprechen würde.

Ausgearbeitet wurde die Übung von Oliver Karg und André Siemer. Anspruchsvoll, realistisch und lehrreich – eine Übung, die allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben dürfte.